
Wir malen, zeichnen, kritzeln, schreiben und gestalten auf seiner gewebten Oberfläche, und es schenkt uns mit seiner Leere ein weites Feld von Inspiration und Kreativität.
Die Möglichkeit und Vielfalt seiner Falten erzählen von tiefer Wandlungsfähigkeit.
Durch seine Hingabe wird erzählt es sei gefährdet und fragil.
Ich möchte euch auf eine Lesereise in die Welten des Papiers mitnehmen.
Liebes Papier, lieber Zauberbrei aus Pflanzen und Lumpenfasern, ich habe mich auf den Weg gemacht, da die Zeit gekommen ist kleine Geschichten zu schreiben und dein Dasein zu ehren. Ich beginne und denke:
Und was wäre das Leben ohne das Erzählen?

Das älteste bekannte Faserpapier der Welt ist ein chinesisches Papier aus Hanf-und Ramiefasern. Ramiefasern sind Chinaleinen und Grasleinen, sie werden aus dem Bastteil des Stängels der Pflanze Ramie gewonnen, das auf die Zeit zwischen
140 und 87v.Chr. datiert ist.
Eine weitere frühe Form ist das Papyrus, die alten Ägypter nutzen die Stängel des Papyrus, um eine papierähnliche Schreibfläche herzustellen, indem sie die Streifen kreuzweise legten und mit dem Pflanzensaft als Bindemittel zusammenklebten.
Der Ursprung des modernen Papiers liegt im alten China 105 n.Ch.
Die Herstellung verbreitete sich langsam über den Seeweg und Asien und fand im 8.Jahrhundert den Weg in die arabische Welt und kam dann im 12.Jahrhundert nach Europa.
Die erste Papiermühle wurde in Spanien gegründet.
Das Zentrum der Papierherstellung in Deutschland entsprang in der Stadt Nürnberg mit der Erbauung einer Papiermühle im Jahre 1390.

Zurück zum Ursprung,
das Papier wirkt fragil, doch es hält fast alles aus und hat eine Verbindung zur Seide.
Das chinesische Schriftzeichen für Papier und Seide sind sich ähnlich und lassen sich nur mit einem Zeichen das die Phonetik anzeigt unterscheiden.
Auf Seide hat man geschrieben, ehe das Papier verwendet wurde.
In vielen Gegenden der Welt hat man Kleidung aus Papier hergestellt, indem man es einölte.
Papier ist somit eine bescheidenere Art von Seide.
Doch ich bedenke das Papier nicht nur einen praktischen Ansatz hinterlässt, viel mehr ist Papier ein bevorzugter Träger von Wissen.
Das Papier gibt optische und akustische Resonanzflächen für Tinte, Farbe und Ton.

Lebende Kulturschätze
Gampi ist eine der drei traditionellen Fasern für die japanische Papierherstellung.Die Faser ergibt einen Glanz und eröffnet dem Bogen von einer außergewöhnlichen Feinheit herzustellen. Gampi findet man selten, wächst langsam und kommt nur wildgewachsen hervor.
Dieses Papier wurde zuerst nur für religiöse Zwecke genutzt.
Eine Million Rollen mit Abschriften buddhistischer Texte wurden in eine Million winzige Holzpagoden eingeschlossen und durchs ganze Land geschickt.
Dann hatte der Gampi seine Hochzeit:
„Man liebte seine Freiheit, weil man darauf die Liebe in Schönschrift festhalten konnte.“
Anschließend kam die Ära der Samurai.
Eine Älteste und der Gampigesang

Eine Älteste steht auf und bewegt sich in das Herz ihres Tuns. Ein Flirren von Geheimnissen aus alter Zeit gibt der Werkstatt einen ganz besonderen Klang.
Mit leiser Stimme erinnert sie an die Vorfahren und verbindet sich mit der Kraft
des herunterfließenden Wassers aus dem Gebirge.
Sie ehrt den Fluss mit ihrer Stimme und besingt die nährende Fülle der Brunnen.
Vor ihrer Tür wachsen drei Büsche, sie geben das Gefallen an der Arbeit und die Ausdauer in die weisen Hände.
Dort wachsen Kozo, Mitsumata und Gampi
Sie singt das Lied ihrer Vorfahren, tanzt in der Werkstatt, spürt tief ins Land hinein und sammelt die Gefühle ein.
Das Lied verstummt, die Älteste setzt sich wieder, ihre Hand tanzt weiter und pflückt den Schmutz aus dem Gampibad.
„Es gibt viele Lieder über das Papier“
Eine uralte Poesie
Die Japaner erzählen über das handgeschöpfte Papier, es habe Ohren. Da man die Bögen nicht durch einen scharfen Schnitt mit der Schneidemaschine teilt. Man zertrennt sie sanft, mit der Spitze eines Fingernagels.
Daher haben die Ränder etwas wildes, sie ähneln einem Flaum der sich im leichten Wind bewegt und im Kontakt ein sehr zartes, weiches Gefühl berührt.


Buchquellen und Empfehlungen:
Die Welt der Farben v. Kassin St Clair
Auf der Spur des Papiers v. Erik Orsenna
Der Stift und das Papier v. Hanns Josef Orteil
Geschichtenklang – Erzählende Heilkunst und magische Poesie v. Cambra Skadé
Bilderquellen: anett kaminski